Ich habe LIDLs Next-Level-Burger getestet
Wer in den letzten Wochen die Lifestyle-Seiten der Leitmedien durchblätterte, der dürfte vernommen haben, dass LIDL ein Herz für Veganer entdeckt hat. So versuchte die Discounter-Kette vor ein paar Wochen den mittlerweile zum Hype avancierten Beyond-Burger ins Programm aufzunehmen. Da dies aufgrund von Lieferschwierigkeiten der Hersteller nicht gelang und die Hamburger innerhalb weniger Stunden ausverkauft waren, setzte LIDL auf eine Eigenmarke, die sie in atemberaubender Zeit auf den Markt brachten – den Next-Level-Burger, den es als Fertig-Produkt für die Mikrowelle gibt, als fertige Hamburger-Patties sowie als Hackfleisch-Imitat in der 500-Gramm-Packung.
Wer ein ‚richtiger Konservativer‘ ist, der dürfte für vegetarische Produkte allenfalls ein müdes Lächeln übrig haben, aber warum eigentlich? Der Schutz der Umwelt ist ein ur-konservatives Thema. Und selbst, diejenigen, die einen menschlichen Anteil am Klimawandel anzweifeln, dürften doch erkennen, dass der Konsum von Fleischprodukten in den heutigen Dimensionen zu immensem Flächenverbrauch, zur Überdüngung der Böden und zur Verunreinigung des Trinkwassers führt sowie zu einem massenhaften Einsatz von Antibiotika, dessen Folgen heute kaum überschau sind. Wenn wir unseren Kindern einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen, dann ist es also auch aus konservativer Sicht sinnvoll, über eine Reduzierung des Fleischkonsums nachzudenken. Ein veganes Hamburger-Patty kann dabei sicherlich nicht die Lösung sein, aber immerhin ein Anfang.
Also gesagt, gekauft. Wer jemals im Supermarkt auf der Suche nach vegetarischen Produkte war, der weiß, dass diese im Vergleich zu Fleischprodukten einige Euro mehr kosten. Das erscheint im Hinblick auf den geringeren ökologischen Fußabdruck als nicht gerechtfertigt, ist jedoch ein Ergebnis der geringeren Nachfrage. Vegetarische Produkte könnten weitaus günstiger produziert werden, wenn mehr Menschen sie kaufen würden. Beim Next-Level-Burger kostet die 227-Gramm Packung, darin enthalten sind nur zwei Patties, regulär immerhin 2,99 Euro – wofür man immerhin drei fertige Hamburger in der nächsten McDonald`s-Filiale bekommen könnte.
Die Verpackung der Burger-Patties entspricht den gängigen Fleisch-Formaten und auch das Produkt selbst wirkt auf den ersten Blick „echt“, sodass für militante Fleischesser die reale Gefahr besteht, mit einer kleinen Unachtsamkeit ein falsches Produkt mit nach Hause zu nehmen. Wer genau hinschaut, und das passiert im Prozess des Zubereitens manchmal, dessen Appetit könnte sich allerdings etwas verringern, da das vegane „Fleisch“ in der Nahbetrachtung eben überhaupt nicht aussieht wie Fleisch. Das Gemisch aus Soja- und Weizeneiweiß, Erbsen und Champignons kommt als gräuliche Masse daher, aus der Rote-Beete-Saft hervortritt. Da ein optisch ansprechenderes Produkt im Rohzustand offenbar nicht einfach zu erzielen ist, wäre der Hersteller vielleicht besser beraten, die Patties in angebratenem oder vorfrittiertem Zustand zu vertreiben. Dies allerdings hätte sich aber wahrscheinlich negativ auf die ansonsten passable Kalorien-Performance ausgewirkt. 100 Gramm des Pattys enthalten 14,5 Gramm Fett, davon 9,3 Gramm gesättigte Fettsäuren. Mit 229kcal / 952kJ pro 100 Gramm verfügt das Next-Level-Fleisch in etwa über dieselbe Energiemenge wie eine vergleichbare Portion Rinderhackfleisch. Der Eiweißwert liegt mit 17,9 Gramm sogar unter dem des tierischen Konkurrenzproduktes.
Nun zum Eigentlichen: dem Geschmack: Im Vergleich mit dem Original, dem Beyond-Burger, sowie dem von McDonalds vertriebenen Vegi-Burger kann der Next-Level-Burger geschmacklich in jedem Fall mithalten – im Gegensatz zu diesen hinterlässt er auch keinen undefinierbaren Nachgeschmack. Wer sich einen üppig belegten und mit allerlei Saucen verfeinerten Hamburger zubereiten will, für den ist das Next-Level-Patty eine gute Alternative. Ohne diesen Rahmen schmeckt das Produkt hingegen selbst mit einer Extra-Portion Pfeffer und Salz im Vergleich zu echtem Rindfleisch relativ fad, sodass es letztlich nur als gut gelungene Füllmasse zu bezeichnen ist. Und so gilt für den Next-Level-Burger wie auch für seine Konkurrenz-Produkte: Geht es um den Geschmack vegetarischer Fleischersatzprodukte, ist noch viel Luft nach oben.